JAHRESBERICHT
2023
HAUS HARMONIE
Titelbild: Oliver Dübi, Bewohner Haus Harmonie
Bearbeitung mit AI von Adobe Photoshop
INHALT
Klicken Sie auf einen Menüpunkt oder scrollen Sie nach unten.
VORWORT
Das Haus Harmonie wurde im Jahr 2006 gegründet, und seitdem hat sich vieles verändert. Doch eines ist über die Jahre hinweg konstant geblieben: Die Jahresberichte der Harmonie sind weit mehr als nur eine Ansammlung von Zahlen und Fakten. Sie spiegeln die Geschichten und Erfahrungen wider, die unser Haus prägen. Unsere Jahresberichte erzählen von Mut und Hoffnung, die in jedem unserer Bewohner*innen steckt, und vom unermüdlichen Einsatz aller, die in der Harmonie zusammenkommen.
Auch im Jahr 2023 berichten wir nicht nur über das, was erreicht wurde, sondern auch über das, was uns bewegt hat. Es sind die kleinen und grossen Momente des Zusammenseins, die gegenseitige Unterstützung, die wir erleben, genauso wie Prozesse der Loslösung, welche wir begleiten. Die Jahresberichte fangen die Erinnerungen ein, die hier im Haus Harmonie geschaffen werden, sie dokumentieren den Wandel, den wir durchlaufen und die Weiterentwicklung, die wir gemeinsam anstreben.
Vor allem aber stehen diese Berichte für unsere Bewohner*innen. Durch ihre Präsenz und ihren Gemeinschaftssinn gelingt es ihnen jedes Jahr aufs Neue, aus einer Institution ein Zuhause zu machen. Diesen Ort mit Leben zu füllen, Beziehungen zu knüpfen und eine Atmosphäre der Freude zu schaffen. Es sind die einzelnen Charaktere gleichermassen wie der Zusammenhalt aller, welcher das Haus Harmonie zu dem macht, was es heute ist: Ein Ort, an dem Menschen sich nicht nur aufhalten, sondern leben.
Nun freuen wir uns, euch mit diesem Jahresbericht auf einen Rückblick durch das Jahr 2023 im Haus Harmonie mitnehmen zu dürfen.
Team Haus Harmonie
BERICHT DER GESCHÄFTSLEITUNG
Auf Geschäftsleitungsebene haben wir uns im Jahr 2023 dazu entschieden, den bisherigen Betrieb und die neuen Herausforderungen und Aufgaben auf unsere beiden Schultern zu verteilen und die Verantwortung für die Harmonie als Co – Leitung zu tragen.
Die Entscheidung, die Harmonie zu zweit zu leiten, beruht unter anderem auf der Erkenntnis, dass wir Bewährtes erhalten und ausbauen und gleichermassen Platz für Innovation und professionelle Weiterentwicklung schaffen möchten. Dazu benötigt es nebst einem motivierten, eingespielten und professionellen Team auch eine Führungsebene mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Stärken und daraus resultierende vielfältige Perspektiven und kreative Lösungen.
Das Haus Harmonie wurde mit dem Ziel gegründet, älteren Menschen, die von einer Suchterkrankung betroffen sind, ein langfristiges Zuhause zu bieten. Doch wie sich die Suchthilfe in der Schweiz im Laufe der Jahre gewandelt hat, so haben sich auch die betroffenen Menschen verändert. Heute sind die Menschen, die die Unterstützung der Harmonie in Anspruch nehmen möchten, in ihren psychiatrischen Diagnosen, ihrem Konsumverhalten, ihrem Alter und ihren Lebensverläufen, vielfältiger denn je und auf eine ganzheitliche Unterstützung angewiesen.
Die Worte von Gerd Bucerius, dass die Kraft, grosse Dinge zu entscheiden, aus der ununterbrochenen Beobachtung der kleinen Dinge erwächst, haben uns in diesem Jahr besonders begleitet. In unserer neuen Rolle als Co-Leitung haben wir uns darauf konzentriert, diese „kleinen Dinge“ in ihrer einfachsten und gleichzeitig vielschichtigsten Form zu beobachten und in diesem Jahresbericht mit euch, liebe Leserinnen und Leser, zu teilen.
Liebe Bewohner*innen
Die Harmonie wurde vor beinahe 20 Jahren gegründet, um Menschen ein Zuhause zu bieten, welche ihre Altersruhe abseits der Gasse, in einem geschützten Rahmen und in Naturnähe finden wollen; in einem Zeitungsartikel der «Zeitlupe Senioren» auch als «Harmonie Endstation» betitelt. Wenn ihr, liebe Bewohner*innen, diesen Satz lest, gehen wir davon aus, dass sich im Jahr 2023 kaum noch jemand von euch damit identifizieren konnte. Im vergangenen Jahr wurden wir immer wieder gefragt, was die Harmonie von anderen Wohnheimen unterscheidet und in diesem Jahr haben wir beobachtet, dass ihr, liebe Bewohner*innen, den kleinen aber feinen Unterschied macht. Ihr habt uns im Jahr 2023 gezeigt, dass ein Zuhause die unterschiedlichsten Formen annehmen kann und ihr habt euch für die vorurteilslose Offenheit entschieden. Ihr habt uns gezeigt, dass es nicht nur möglich, sondern auch erforderlich ist, Menschen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen psychiatrischen Diagnosen und individuellen Besonderheiten aufzunehmen. Denn ein Zuhause wird dann zu einem richtigen Zuhause, wenn alle innerhalb ihrer Möglichkeiten zum Zusammenleben beitragen. Dies kann durch Kochen für alle sein, durch Reinigungen im und ums Haus, durch Gespräche, wenn wir nicht anwesend sind, durch Gartenarbeiten, durch Vorlesen von Büchern, durch gemeinsame Spiele oder Spaziergänge. Die Gemeinschaft ist die Basis unserer Arbeit und eures Zuhauses.
Ihr habt uns in diesem Jahr gezeigt, dass Konzepte wandelbar sein dürfen, dass wir auf gesellschaftliche und institutionelle Veränderungen reagieren und eure Ressourcen miteinbeziehen sollen, um das der Harmonie zu grundliegende Gedankengut mit aktuellen gesellschaftlichen Erfordernissen vereinen zu können.
Wir danken euch für diese Erkenntnisse im Jahr 2023.
Liebes Team
Die Veränderungen in der Zusammensetzung unserer Bewohner*innen haben auch Veränderungen im gesamten Team erfordert. Und wir sind erst am Anfang. Unsere ältesten Bewohner*innen benötigen mehr Unterstützung im Bereich Pflege und Alltagsbewältigung und die Unterstützung unserer Jüngsten in den Bereichen Konsum, Traumabewältigung, persönliche und soziale Weiterentwicklung und Reintegration, erfordern Kontinuität, Geduld, tiefgehendes Verständnis, aber auch transparente Vereinbarungen.
Im Jahr 2023 gabe es einige personelle Veränderungen. Wir haben Teammitglieder verabschiedet und neue begrüsst. Wir mussten uns nebst dem Alltag mit den Bewohner*innen kennenlernen und herausfinden, wie wir uns in unseren beruflichen und persönlichen Ressourcen unterstützen und weiterentwickeln können. Vielen Dank, dass ihr in der Harmonie seid.
Institutionelle Fakten
Personelles
Aktuell besteht unser Team aus 7 Teammitgliedern aus den Bereichen Soziale Arbeit/ Sozialpädagogik, Arbeitsagogik, Pflege, Psychologie und Handwerk.
Herzlich willkommen, Dominic Bertschin und Onur Gazel.
-
Dominic ist im Mai 2023 zu uns gestossen und unterstützt mit seinem Bachelorabschluss in Psychologie und seinem technischen Flair die Harmonie in den Bereichen Betreuung, Öffentlichkeitsarbeit und (technische) Administration.
-
Onur hat seine Arbeit im Haus Harmonie im Juli 2023 aufgenommen. Er ist Elektriker und kümmert sich als Allrounder um alles, was im und ums Haus anfällt, sowie um unsere Hauswirtschaft und den Fahrdienst.
Auf Wiedersehen, Jasna Zuber und Raphael Henseler
-
Jasna ist seit Januar 2023 nicht mehr im Haus Harmonie angestellt. Wir bedanken uns herzlich für deinen Einsatz und deine Empathie und wünschen dir alles Liebe und Gute für deine private und berufliche Zukunft.
-
Raphael hat ab Juni 2023 neue Wege eingeschlagen. Auch bei dir bedanken wir uns herzlich für deine strukturierte und innovative Art und wünschen dir alles erdenklich Gute für deine weitere Reise.
Bewohner*innen
Die Zimmerbelegung ist im Jahr 2023 sehr stabil geblieben, wir verzeichnen per Dezember 2023 einen Austritt (Institutionswechsel) und einen Eintritt (Institutionswechsel).
Gesamtbelegung per 31.12.23:
-
Intern: 13 Bewohner*innen
-
Extern: 8 Bewohner*innen
Danksagung
Lieber Vorstand
Lieber Christian Burkhardt, liebe Tatjana Zubanovic und lieber Markus Schnider. Im Jahr 2023 wart ihr durch das Einführen der Co-Leitung und anderen personellen Veränderungen, wie auch im Bereich Umbau, besonders gefragt. Wir danken euch für eure aussergewöhnliche Flexibilität und eure Bereitschaft, uns in unserem Vorgehen zu beraten und zu unterstützen. Ihr seid für uns und die Harmonie wie es unsere Website beschreibt: der Fels in der Brandung.
Liebes Netzwerk
Liebe Freund*innen, Familienmitglieder, Ärzt*innen, Therapeut*innen, liebe Beiständ*innen, liebe Apotheker*innen, liebe Pflegefachkräfte, liebe Bezugspersonen aus externen Beschäftigungen und alle anderen Menschen, welche Teil des Netzwerkes unserer Bewohner*innen sind.
Ob es die fachliche Beratung, die emotionale Unterstützung oder die kleinen Gesten des Zusammenhalts waren – all das hat gezeigt, dass unsere Bewohner*innen und wir als Verein uns auf ein starkes und engagiertes Netzwerk verlassen können. Wir bedanken uns herzlich bei euch und freuen uns darauf, diese gute Zusammenarbeit im Jahr 2024 fortführen zu können.
Ein besonderer Dank geht auch in diesem Jahr an Frau Dr. Marie-Catherine Jost und an Frau Dr. Tatjana Zubanovic. Die somatische und psychische Gesundheit ist ein bedeutender Teil der Unterstützung, welche wir für unsere Bewohner*innen anbieten. Wir danken euch herzlich für die wertvolle Zusammenarbeit, eure Flexibilität, eure Offenheit und euren Rat, wann immer wir ihn brauchten.
Caroline Gerster & Hassib Rasuli
WOHNEN HAUS HARMONIE
«Ich war 9 Jahre alt, als ich angefangen hatte zu trinken und kiffen. Mein Vater lagerte grosse Korbflaschen voll Rotwein im Haus, von denen ich heimlich und jeden Tag getrunken hatte. "Jetzt isch sie scho wieder fascht leer.", hörte ich ihn oft sagen, ohne dass er Verdacht geschöpft hätte. Im Alter von ungefähr 16 trank ich eine ganze Flasche pro Tag. Bei mir gab es keinen Kaffee am Morgen, sondern Chianti.
Nach der Handelsschule arbeitete ich im Bankverein Bümpliz, Bern. Ich habe Post eingepackt, Belege abgelegt und Einkäufe gemacht. Wegen der Rekrutenschule verliess ich diesen Job und habe schliesslich einige Jahre später eine Frau kennengelernt. Meine erste grosse Liebe hatte einen 3-jährigen Sohn, wohnte in Bern und konsumierte regelmässig Heroin und Kokain. Ich zog bei ihr ein und kündigte meinen aktuellen Job. Meine Familie versuchte mir ins Gewissen zu reden, doch ich liess mich nicht überzeugen. So vergingen einige Jahre und alle Tage sahen ähnlich aus, geprägt durch Konsum und Arbeitslosigkeit.
Wie der Alltag mit 25 Jahren aussah, kann ich dir erzählen.
Am Morgen zwischen 9 und 10 Uhr ging ich in die Beiz und traf dort meine Freunde. Wir tranken Bier und Wein. Gegen Mittag gingen wir nach draussen, assen etwas und machten uns wieder auf den Weg zurück. Wenn die Beiz um 23:30 Uhr ihre Türen schloss, gingen wir weiter zu einem Freund nach Hause, kifften und soffen weiter. Jeder Tag sah gleich aus. Finanziert wurde dieser Lebensstil durch Betteln und Einbrüche. Entweder stieg ich durchs offene Fenster oder trat die Türe ein, Hauptsache Geld.
Mit gefälschten Lohnausweisen bekam ich einen Kredit für 10'000.- und einen weiteren für 5000.-. Beim dritten Versuch fiel der Betrug auf. Ich landete schliesslich für 40 Monate im Gefängnis, verurteilt wegen Urkundenfälschung, Betrug, Diebstahl und Einbruch.
Nachts sind wir aus dem Gefängnis gestiegen und haben es uns in der nächsten Dorfbeiz gemütlich gemacht. Als der Konsum eines Tages durch einen Atemtest aufgefallen ist, landete ich auf direktem Weg im Bunker. Und Bunker heisst Isolation, keine Zigaretten und keinen Kaffee. Ich erinnere mich an einen besonders freundlichen Wärter, der mich zwei Mal am Tag besucht und mit mir eine Zigarette geraucht hat.
«Bei mir gab es keinen Kaffee am Morgen, sondern Chianti.»
Nach der Zeit im Gefängnis wusste ich, dass ich etwas ändern musste. In Entlebuch wurde ich für eine stationäre Therapie angenommen. Diese Zeit hat mir sehr gut getan, ich konnte mich vom Konsum distanzieren und fand ein Jahr lang eine sinnvolle Struktur. Doch leider besuchte ich eines Tages am Wochenende meine Freundin und bin wieder abgestürzt, das alte Leben holte mich ein und stationäre Therapie war ein Kapitel der Vergangenheit. Wie es kommen musste, landete ich im Alter von 30 Jahren wieder im Gefängnis.
Endlich wieder frei, startete der zweite Versuch in Abstinenz. Ich lebte in einem grossen Haus bei meinen Eltern und Brüdern im Tessin, verbrachte den Tag mit Holzhacken und Gartenarbeiten, stand jeden Tag früh auf und genoss die Zeit mit meiner Familie. Eines Tages traf ich einen alten Freund von mir. Der alte Freund konsumierte Heroin und trank viel Alkohol. Es ging nicht lange und ich sass wieder täglich in der Beiz, nur dieses Mal im Tessin.
Die nächsten zwei Jahrzehnte verbrachte ich als Obdachloser in Basel, konnte aber dadurch, dass ich ein GA hatte, jede Nacht im Zug schlafen. An viele Jahre kann ich mich nicht erinnern, das Leben damals war immer gleich. Mit 55 Jahren entschloss ich mich dazu, in der PUK (heute UPK) einen Entzug zu machen. Während dem Aufenthalt wurde mir das Haus Harmonie vorgestellt. Ich war interessiert, das Haus hat mir gefallen und so kam es, dass ich nach dem Entzug meine erste Nacht in Langenbruck verbrachte. Im Haus hatte ich eine Beziehung mit einer Frau, mit der ich jeden Tag viel Wein getrunken habe. Es war jede Nacht ein Geschrei und Geklopfe und schon sehr bald stand ich kurz vor dem Rausschmiss. Diese Warnung löste etwas aus. Ich entschloss mich dazu, mich zusammenzureissen, denn ich wusste, dass dies mein Daheim ist. Seit diesem Tag und bald einem Jahrzehnt lebe ich abstinent.
Langenbruck ist mein Zuhause, es liegt schön im Grünen. Das Team ist absolut genial, verständnisvoll. Man kann über alles miteinander reden. Es herrscht gegenseitiger Respekt, niemand ist herabwürdigend zu mir. Mit nun 64 Jahren bin ich froh, dass ich damals diesen Schritt gemacht hatte. Wer weiss, ob ich sonst noch leben würde.»
Geschichte aus dem Leben von Claudio, Bewohner Haus Harmonie
ATELIER / WERKSTATT / GARTEN
Atelier
Meine Rolle als Atelierleiterin hat sich in diesem Jahr weiter gefestigt, was es mir ermöglicht hat, mit neugewonnener Sicherheit und Motivation das Atelier gemeinsam mit den Bewohner*innen neu einzurichten und umzugestalten. Ziel war es, eine ruhige Umgebung zu schaffen, die den Besucher*innen des Ateliers sowohl Raum für Entfaltung bietet als auch die Konzentration und Entspannung fördert. In Anbetracht der Herausforderungen, mit denen viele unserer Bewohner*innen konfrontiert sind, scheint eine ruhige Atmosphäre dabei zu unterstützen, Ressourcen zu (re) aktivieren und die Gemeinschaft zu fördern.
Gemeinsam mit den Bewohner*innen ist es gelungen, dass sich die Atelierbesucher*innen mittlerweile willkommen, akzeptiert und inspiriert fühlen. Dies zeigt sich insbesondere durch eine regelmässige und freiwillige Nutzung. Diejenigen, die sich kreativ betätigen möchten, finden Unterstützung bei der Entdeckung neuer Materialien und Tätigkeiten, während andere das gesellige Zusammensein beim Billardspielen oder Zeitunglesen geniessen oder an den Spielmörgen im Lottospiel kleine Preise abräumen. Ebenso haben wir in diesem Jahr die Dekoration des Hauses weiter ausgebaut und können uns nun an vielen neuen Pflanzen und selbstgemachten Dekoartikeln erfreuen.
Die Produktion von Karten und Geschenken für andere Institutionen oder Geburtstage unserer Bewohner*innen hat uns allen dieses Jahr besondere Freunde bereitet. Die externen Bewohner*innen haben das Design der Karten ausgewählt und gestaltet, und einige interne Bewohner*innen Ramona haben die Karten eigenständig hergestellt. Auch die Herstellung von Geschenken, bei der wir Schachteln falteten, Äpfel trockneten und Orangen kandierten und Spiegel bemalten, war ein rundum positives Erlebnis.
Werkstatt
In der Werkstatt ist nach wie vor Mittelpunkt, um für alle Probleme, die im handwerklichen Bereich anfallen, eine Lösung zu finden. Auch im Jahr 2023 haben wir zusammen mit den Bewohner*innen im Haus Harmonie Wände gestrichen, Schlösser ausgebaut, Tischbeine repariert und Lampen ersetzt.
Garten
Im Frühling erwachen die Natur und Harmonie gemeinsam zu neuem Leben. Besonders schön ist es zu beobachten, wie die Bewohner*innen sie auf dem kleinen Plateau sitzen und die ersten Sonnenstrahlen geniessen, ähnlich wie die Blumen, die ihre Köpfe der Sonne entgegenstrecken.
In diesem Jahr haben unsere Bewohner*innen im Rahmen der Tagesstruktur den Garten darin unterstützt, seine Ressourcen zu stärken und sich frei zu entfalten. Die Wiese wurde gelegentlich in ihre Schranken gewiesen, während Bäume und Gehölze sich nach Belieben entwickeln durften. Unter dem Gartenhäuschen hat sich vein Dachs häuslich niedergelassen, mit dem wir eine friedliche Koexistenz pflegen. Nur gelegentlich wühlt er etwas zu intensiv unter der Grasnarbe, was die Wiese jedoch gut verkraftet. Die Förderung der Biodiversität wird in der Harmonie grossgeschrieben, sowohl im Garten als auch unter den Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen.
Für die Verarbeitung der Äpfel von Peters Apfelbaum haben wir in einem Bewohner einen würdigen Nachfolger gefunden. Seine Apfelwähen sind hervorragend und eine echte Bereicherung für die Gemeinschaft.
REINIGUNG
KÜCHE
So oft der Reinigungsbericht in Jahresberichten schön dargestellt wird, so schwierig erweist sich die kontinuierliche Zusammenarbeit in der Praxis zwischen dem Team und den Bewohner*innen im Haus Harmonie.
Unterschiedliche Hygienestandarts und andere für die Bewohner*innen teilweise interessantere Tagesstrukturangebote stellen uns in Bezug auf die Integration der Bewohner*innen in unser Reinigungsämtli immer wieder vor grosse Herausforderungen.
Positive Erfahrungen haben wir im Jahr 2023 mit der Umstellung auf neue Reinigungsprodukte und einer einfacheren Handhabung/ neuen Ordnung der Produkte gmacht. Die gemeinsame Reorganisation und gemeinsamen Auswahl- und Testphasen der Produkte haben den Bewohner*innen aufgezeigt, wie wichtig Hygiene und Sauberkeit für das allgemeine Wohlbefinden sind und dass sie durch ihre Unterstützung einen grossen Beitrag für die Gemeinschaft leisten.
Im Jahr 2023 ging es «wild» zu und her in unserer Küche. Inspiriert durch die positive Entwicklung im Jahr 2022 haben immer mehr Bewohner*innen und Teammitglieder Mut gefasst, in der Küche eigene Rezept auszuprobieren, meditterane und orientalische Speisen in die Wochenpläne zu integrieren und die Vorspeisen und Desserts ausgefallen und vielfältig zu präsentieren.
Ähnlich wie im Atelier wurde die Küche im Jahr 2023 zu einem Treffpunkt für Team und Bewohner*innen. Wir haben zusammen gekocht, gelacht, uns über herausragende und weniger herausragende Salatsaucen erfreut, frischen Tee aus eingekochten Kräutern und Zitronen hergestellt, Schnittlauch und andere Kräuter aus unserem Garten geschnitten und frischen Bärlauch für unsere Pestosaucen gesammelt.
In diesem Jahr haben wir besonders darauf geachtet, saisonal zu kochen und Produkte aus der Region und unserem Garten zu beziehen. An den Geburtstagen dürfen sich unsere Bewohner*innen und unser Team ein Essen ihrer Wahl wünschen und wir (Hassib und Caro) bereitet dieses mit viel Freude zu.
GESUNDHEIT
Im vergangenen Jahr habe ich durchschnittlich 20 Bewohner*innen begleitet, die mit einer Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen zu kämpfen hatten. Dabei zeigte sich, dass ältere Bewohner*innen häufig unter Folgeerkrankungen ihres bisherigen Lebensweges litten, während jüngere Bewohner*innen vermehrt mit neuen Diagnosen im Zusammenhang mit aktuellem Konsum konfrontiert wurden. Während sich die somatischen Diagnosen bei den älteren Bewohner*innen oft in deutlichen Einschränkungen im Alltag äusserten, traten bei den jüngeren häufig kurzfristige Probleme sowohl im somatischen als auch im psychiatrischen Bereich auf.
In Bereich Wohnexternate ist die eigenständige Medikamenteeinnahme Teil der Unterstützung in Richtung Selbständigkeit. In diesem Jahr mussten wir feststellen, dass das Konzept angepasst und den individuellen Umgang mit verschriebener Medikation berücksichtigt werden muss. Daraus resultierend, werden die Medikamente einiger externen Bewohner*innen wieder unter Aufsicht abgegeben. Diese Anpassung hat sich als effektiv erwiesen und wurde gut in den Alltag integriert.
Wiederholt kam es im vergangenen Jahr zu Medikamentenengpässen, die jedoch durch den Einsatz vergleichbarer Präparate erfolgreich überbrückt werden konnten. Dennoch führte der Wechsel bei einigen Bewohner*innen anfangs zu Unsicherheiten und Ablehnungen, was eine erhöhte Aufmerksamkeit und Unterstützung des gesamten Teams erforderte.
Darüber hinaus hatten wir im letzten Jahr eine kurze Phase, in der eine Grippewelle sowie Magen-Darm-Beschwerden mehrere Bewohner*innen über Tage hinweg ans Bett fesselten. Diese Phase stellte das Team vor besondere Herausforderungen, die wir jedoch durch gezielte Massnahmen, bewältigen konnten.
In allen medizinischen Bereichen pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit Ärzt*innen, Therapeut*innen und der Apotheke Gmünder in Oberdorf BL. Diese Kooperationen ermöglichen es uns, die individuellen Bedürfnisse jeder einzelnen Person optimal zu berücksichtigen und die Behandlung entsprechend anzupassen. So können wir sicherstellen, dass alle Bewohner*innen die bestmögliche Versorgung erhalten, die sowohl auf ihre/seine spezifischen gesundheitlichen Anforderungen als auch auf ihre/seine persönliche Lebenssituation abgestimmt ist.
FREIZEITGESTALTUNG
Freizeitaktivitäten bieten nicht nur eine willkommene Abwechslung zu einem oftmals von Sucht geprägten Alltag, sondern fördern gleichzeitig die psychische und physische Gesundheit unserer Bewohner*innen. Beziehungen werden geknüpft und gestärkt, das Selbstwertgefühl wächst bei gemeisterten Herausforderungen und Bewegung stärkt Körper und Geist.
Wie im vergangenen Jahr war auch 2023 unsere mehrtägige Reise nach Locarno ein Highlight. Auch wenn die Hitze eher Plage als Segen war, motivierten wir uns jeden Tag für einen spannenden Ausflug. Ob wir nun schwitzend die faszinierende Vogelshow genossen, uns in den heimeligen Strandbädern im See abkühlten oder Zuflucht vor den unberechenbaren Hagelkörnern suchten, die Geschichten werden mit Melancholie erzählt. Fazit: Minus zwei Autos und unzählbare, schöne Erinnerungen.
Gezeichnet war das Jahr auch durch viele kleinere, aber nicht weniger unvergessliche Tagesausflüge. Auf der GoKart-Bahn in Lyss massen Team und Bewohner*innen ihre Fähigkeit, ohne Unfall um die Kurven zu schleudern. In der Sprisse in Pratteln und im Van der Merwe Center in Allschwil galt es als die zentrale Aufgabe, Bowlingkugeln nicht nur in die Rinne zu werfen und Laser Tag war - in Anbetracht der schon nach fünf Minuten eintretenden Ausbrüche des Schweisses - ein anstrengendes, lustiges und kompetitives Erlebnis.
Im Haus Harmonie können Bewohner*innen jederzeit mit eigenen Ideen zu uns kommen und solange der Vorschlag realisierbar ist und auf genügend positive Resonanz trifft, setzen wir die Wünsche um. Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr mit vielen Erlebnissen, die zu vergessen unmöglich sind.
ERFOLGSRECHNUNG
BILANZ
BILANZ
BERICHT DER REVISIONSSTELLE
Haus Harmonie
Schöntalstrasse 19
4138 Langenbruck
062 390 02 35
Spendenkonto
CH44 8080 8001 7173 2805 2
Texte von Hassib Rasuli, Caroline Gerster, Meret Schreiber, Gabriele Schöps, Dominic Bertschin